Rudolf Müller-Schönhausen

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Photograph, Lehrer

Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Schönhausen/Elbe 03.11.1893 – 01.09.1968 München)

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudolf Friedrich Müller, in der Fachwelt seinerzeit als ´Müller-Schönhausen´ bekannt, wurde am 3. 11. 1893 in Schönhausen/Elbe als Sohn des Schneidermeisters Gustav Karl Müller und der Gouvernante Louise Müller, geb. Klühe, geboren.

Nach der Grundschule in Schönhausen besuchte er von 1908 -1911 die ´Gewerbliche Fortbildungsschule´ in Stendal. Anschließend arbeitete er im ´Atelier Wagenknecht´ in Stassfurt und danach bis November 1913 als Volontär in der ´Kunstanstalt Ernst Damm´ in Magdeburg. Dort besuchte er gleichzeitig in Abendkursen die Kunstgewerbeschule, die er mit ausgezeichneten Zeugnissen verließ.

Bald schon ergriff ihn die sein Leben kennzeichnende Reiselust und er siedelte in die Schweiz, nach Genf, über, wo er im ´Atelier Arlaud´ bis zum Beginn des 1. Weltkrieges arbeitete. Als wehrpflichtiger Ausländer wurde er aufgefordert, die Schweiz zu verlassen, und meldete sich in Potsdam als Kriegsfreiwilliger. Mit dem Gardejäger-Bataillon kämpfte er in Flandern, in den Vogesen (Hartmannsweilerkopf) und Mazedonien. Nach dem Krieg kehrte er in die ´Kunstanstalt Damm´ nach Magdeburg zurück und war anschließend in Recklinghausen und Bruchsal in verschiedenen Ateliers beschäftigt.

Von September 1920 bis Juli 1921 besuchte er in München die ´Bayrische Staatslehranstalt für Lichtbildwesen´ (damals ´Lehr-und Versuchsanstalt für Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre´), die er mit dem ´Diplom des ersten Preises´ abschloss.

Nach einem Aufenthalt in den Haag wurde er in die Meisterklasse der ´Bayrischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen´ aufgenommen und beendete sie nach einem Jahr mit Auszeichnung und dem Meisterbrief. Es folgten Aufenthalte in den Ateliers ´Dührkoop´ und ´Agfa´ in Berlin und zwischen 1923 und 27 in einer ganzen Reihe von Stellungen als Überbrückung der Zeit bis zur angekündigten Berufung als Lehrer an die Fotoschule in München.

Am 1. Mai 1927 wurde er als Fachlehrer an der „Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie“ angestellt, wo er zehn Jahre blieb und sich u.a. mit Fotogrammen beschäftigte.

1937 machte er sich selbstständig und heiratete im darauf folgenden Jahr die österreichische Fotografin Erika Gebhardt. 1939 wurde der Sohn Peter geboren.

Es folgte 1940 der Umzug nach Berlin. Hier arbeitete er als freier Mitarbeiter für die der SA nahestehende Fotoagentur Friedrich Franz Bauer. Für diese sollte er ein Bild- und Agenturprogramm für die SA entwerfen, was ihm aber wegen mangelnder Organisationsfähigkeit nur unbefriedigend gelang. Während der Zeit machte er das Profilbild ´SA-Mann und Soldat´, das sich großer Beliebtheit erfreute. Der Versuch, am Vertrieb der Postkarte in hoher Auflage finanziell zu profitieren, führte zu einer Anklage wegen ´Habgier´.

Von der Projektgruppe, deren übrige Teilnehmer alle zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden, wurde Müller-Schönhausen als einziger freigesprochen, aber aus der Partei ausgeschlossen. Bald darauf erhielt er - im gleichen Jahr 1940 - einen Ruf des OKW, ´im Sonderauftrag des Führers´ im gerade durch das deutsche Heer besetzten Frankreich die Ritterkreuzträger zu photographieren, um einen offiziellen Geschenkbildband für herausragende Persönlichkeiten zu verfassen.

1940-42 unternahm Müller-Schönhausen folglich mit einem Dienstwagen, Chauffeur und Assistenten zahlreiche Fahrten nach Belgien, Paris und Westfrankreich. Neben den ´offiziellen´ Fotos der Militärs machte er zahlreiche ´private´ Aufnahmen, von denen ca. 1500 Negative den Zusammenbruch und die Nachkriegswirren überstanden. In seinen Memoiren hat er die Begegnungen mit den Ritterkreuzträgern (z.B. Generalfeldmarschall von Kluge, Generaloberst Busch, von Seydlitz, Feldmarschall von Kesselring, Generalfeldmarschall von Manstein, Werner Mölders, Großadmiral Karl Dönitz, Generalfeldmarschall von Witzleben...) humorvoll festgehalten.

1942 verließ er unter dem Druck der ständigen Bombenangriffe Berlin und zog mit Familie an seinen Geburtsort zurück.

1943 wurde das Projekt abgebrochen und Müller-Schönhausen - trotz seines für den Kriegseinsatz damals schon fortgeschrittenen Alters - zur allgemeinen Truppe eingezogen.

1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft, wurde in Bad Kreuznach interniert, bald freigelassen und kehrte im September zu seiner Familie nach Schönhausen zurück. Dort arbeitete er als freier Fotograf bis 1948. Auch aus jener Zeit sind zahlreiche Negative erhalten.

1948 meldete sich die Staatslehranstalt für Photographie München wieder bei ihm, um ihn an die Fachschule zurückzuholen, wo er den Lehrauftrag für die beiden Fächer ´Landschaftsphotographie´ und ´Gestaltung´ bekam. Es leitete wiederholt die Meisterklasse, war bei den Schülern außerordentlich beliebt und setzte seine Schwerpunkte auf progressive Tendenzen in der Fotografie.

Viele namhafte deutsche und ausländische Fotografen wurden in den oben genannten Fächern in den folgenden Jahren von ihm ausgebildet. Leider sind im Nachlass von dieser Zeit nur wenige Bilder enthalten.

Im Dezember 1958 ging er in den Ruhestand und übersiedelte in die Schweiz zu seiner Familie. Dort fotografierte er noch fleißig bis er einige Jahre später, nach größeren gesundheitlichen Beschwerden, nach München zurückging. Er wohnte im Seniorenheim am Wettersteinplatz und schrieb Erinnerungen aus seinem interessanten Leben auf.

Archiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staatslehranstalt München

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das deutsche Lichtbild. Jahresschau 1931. Dem verdienten Forscher auf den Gebieten der angewanden und wissenschaftlichen Photographie Seiner Exzellenz Feldmarschallleutnant Dr. h.c. Arthur Freiherrn von Hübl in herzlicher Dankbarkeit und aufrichtiger Verehrung gewidmet.

Photo-Magazin, Heering-Verlag, Beiträge von Ludwig Windstosser, John Holler, Elisabeth Hase, Friedrich Schnack, Walter C. Türck, Herbert Grenzmann, Hermann Speer, Hans Kenner, Kurt Otto, Ernst Baumann, Albert Renger-Patzsch, Kurt Meier, Werner Wolf, Wolfgang Etzold, Rudolf Müller-Schönhausen, Sonja Georgi, Josef Kessel, Georg von Stavenhagen, Andreas Feininger (Bild- und Textbeitrag), Erich Stenger (Text), Erich Retzlaff u.a., Seebruck, Heft 9/1949

Kurt Zentner und Bernd Lohse (Herausgeber), Europa-Camera, Fotos von Erich Auerbach, Ingrid Autenrieth, Echagüe, Willy Maywald, Otto Steinert, Herbert List, Erich Angenendt, Max Scheler, Mannsfeldt, Ernst Baumann, Lothar Rübelt, Ruth Hallensleben, Seewald, Ludwig Windstosser, Bernd Lohse, Siegfried Lauterwasser, Walter Boje, Wolf Strache, Toni Schneiders, Florence Henri, Adolf Lazi, Liselotte Strelow, Peter Fischer, Regi Relang, Marta Hoepffner, Laure Albin-Guillot, Rudolf Müller-Schönhausen, Hajek-Halke, Kesting, Reisewitz, Winquist, Haas, Verlagshaus Frankfurter Societäts-Druckerei, Frankfurt/Main 1951

Foto-Spiegel, Heering Verlag, Seebruck, Heft 2.1948/49.18.53

Rudolf Müller-Schönhausen, Ehret den Photographen, denn er kann nichts dafür (Wilh. Busch), Bild- und Textbericht, in: Photo-Magazin, 3. Jahrgang, Heft 12/1951, S. 44/45 Ausst.Kat. Fotografie 1919-1979 Made in Germany, Die GDLFotografen, München 1979, S.208-211.

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dr. Peter Müller