Charlotte Pohlmann / Carl Pohlmann

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Fotografen

Lebensdaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magdeburg – fotografisch tätig von 1849 bis 1871


Werdegang, Arbeitsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magdeburger Atelier-Standorte waren:

- 1849 bis 1850 Dreien-Engelstr. 10

- 1851 bis 1866 Breite Weg Nr. 134 (im Theatergebäude Schauspielhaus)

- 1866 bis 1871 Breite Weg 21/22



Charlotte Pohlmann war die erste Frau, die als Daguerreothypistin / Fotografin in Magdeburg ab 1849 tätig wurde. Sie gehörte damit nicht nur in Magdeburg sondern dürfte auch im deutschsprachigen Raum mit zur ersten Generation der Berufsfotografinnen gehören.

Charlotte P. war eine umtriebige und geschäftlich erfolgreiche Frau. Sie hat vor ihrem Einstieg in die Fotographie mehrere selbständige Tätigkeiten ausgeübt. Seit 1844 war sie als Händlerin für Posamentierwaren, Garne, Puppen, Textil- u. Haushaltwaren usw. in Magdeburg tätig. Diese erfolgreiche Arbeit hat sie wahrscheinlich wirtschaftlich in die Lage versetzt, sich der Fotografie zu zuwenden.

Es ist möglich, dass Charlotte Pohlmann durch ihre Posamentierwarenhandlung und entsprechende Einkäufe in Leipzig und auf der Messe mit Bertha Wehnert-Beckmann[1] in Leipzig in Kontakt kam und sich hier entscheidende Anregungen für den Einstieg in die Photographie holte. (Nachweise dafür oder Hinweise dazu liegen aber bisher nicht vor, zeitlich wäre das aber möglich).

Im Nov. 1848 stellte sie einen Bauantrag zum Umbau eines Gebäudes zum Foto- Atelier. Die Umbauarbeiten erfolgten entsprechend und ein Atelier mit Glasdach wurde eingerichtet.

Charlotte Pohlmann eröffnete ihr Atelier am Donnerstag, den 24. Mai 1849 in Magdeburg in der Dreien-Engelstraße 10. Sie fertigte ihre Daguerre-Lichtbilder in verschiedenen Größen bis zum kleinsten Madaillon an. Proben ihres Könnens lagen zur Ansicht aus. Das bedeutet, dass die technische Ausstattung ihres Atelier von Anfang an gut und zeitgemäß war.

Ab Dez. 1849 nannte sie ihr Atelier in Anzeigen „ Salon vitre‘“ = (Glassalon / mit Glas bedeckter Salon) und sprach speziell die Damen Magdeburgs an, ihre Partner mit einem Foto zu überraschen, wobei sie den Damen allerstrengste Diskretion und zarteste Rücksichtnahme garantierte. Ein genialer Marketing-Zug zur damaligen Zeit, der von Charlotte Pohlmanns wirtschaftlicher Kompetenz zeugt.

Ab 1850 wird das Angebot an Fotos für die Schmuckgestaltung, Broschen, Ohrringe, Medaillons, Miniatur-Medaillons mit allen Familienmitgliedern, Ringe, Tuchnadeln, Armspangen usw. erweitert. Ebenfalls wurden farbige Lichtbilder nach amerikanischer Methode angeboten.

Anfang 1851 begibt sich Charlotte P. auf eine Geschäftsreise von der sie im März zurückkehrt. Bisher ist nicht bekannt, wohin Charlotte P. diese Geschäftsreise führte. Man kann aber sicherlich davon ausgehen, dass sie im Zusammenhang mit der Fotografie stand. Erste Adressen für solche Reisen waren Paris, Berlin aber auch andere Metropolen, um neue Fototechnik einzukaufen, aber auch um neue Verfahren der Bildherstellung zu studieren. Möglicherweise ist jetzt für Charlotte Pohlmann auch der Zeitpunkt gekommen, zu dem sie sich entschließt Schritt für Schritt neben den Daguerreypien auch andere fotografische Verfahren zu praktizieren.

Im Verlauf des Jahres 1851 wird das Atelier von der Dreiengelstr. 10 in den Breite Weg Nr. 134 (im Theater-Gebäude / Schauspielhaus) verlegt.

Ab 1852 werden Lichtbilder auf Platten und auf Papier hergestellt. Ebenfalls ab um 1852 wird in den Anzeigen nicht mehr der Name Charlotte verwendet sondern nur noch C. Für was das C. steht, für Charlotte oder Carl oder beide, ist für den Zeitraum bis 1860 nicht eindeutig belegbar.

In einer Anzeige von 1860 taucht erstmalig der Name Carl Pohlmann auf und dann wieder fortlaufend nur C. Pohlmann.

(In den Magdeburger Adressbüchern (Teil Wohnungsanzeiger) ist Charlotte Pohlmann bis 1851 eingetragen, danach ist nur noch Carl Pohlmann zu finden. Die Eintragung oder nicht Eintragung hängt von vielen Faktoren ab, die hier nicht geklärt werden können Da der Status der Beiden, Charlotte und Carl – Bruder und Schwester; oder Mutter und Sohn; oder Ehepaar; oder ?...- nicht eindeutig festgestellt werden konnte und auch sonst keine persönlichen Daten bekannt sind, kann kein genauer Übergang von Charlotte zu Carl festgestellt werden. Es wird daher angenommen, dass beide bis um 1859 die Verantwortung getragen haben und ab 1860 war Carl Pohlmann der Verantwortungsträger allein. Hier bleiben derzeit Fragen offen.)

1854 werden immer mehr Aufnahmen auf Glasplatten gefertigt. Neben den Personen– und Gruppenaufnahmen werden Aufnahmen von Ölgemälden, Zeichnungen, von Gebäuden und Landschaften usw. gefertigt und kopiert. C. Pohlmann hat sich die neuesten fotographischen Verfahren angeeignet und sie zu seinem „Eigentum“ gemacht, wie es in einer Anzeige heißt. Das Atelier wurde dementsprechend weiter ausgestattet.

Pohlmann bietet jetzt auch Unterricht in der Daguerreotypie und den neueren Methoden der Fotografie an. Er ist damit der erste Fotograf, der eine Unterweisung oder Ausbildung in Magdeburg, wahrscheinlich gegen Honorar, durchführt. In wie weit das in Anspruch genommen wurde, ist nicht bekannt.

In Anzeigen werden detaillierte Hinweise an die Kunden mitgeteilt, wie durch farbliche Gestaltung der Bekleidung und Verhalten beigetragen werden kann, die Fotos noch besser gelingen zu lassen. 1855 heißt es dazu:

„Daguerreotypbilder in verschiedener Größe, so wie Photographien auf Papier werden in der bekannten Sauberkeit, Kraft und Schönheit des Tons, sowohl nach dem Leben, als nach Büsten, Ölgemälden oder Zeichnungen, letztere immer mit dem Parallel -Spiegel , auf Verlangen auch coloriert, mit den vorzüglichsten Instrumenten angefertigt. Von den erzeugten Medaillon – Bildern werden vier Exemplare zur Auswahl vorgelegt. Copien von Lichtbildern werden so geliefert, dass sie dem Original vollkommen gleichen. Die Kleidungen sind dunkel zu wählen, auch eignen sich dunkle gemusterte Stoffe ganz vorzüglich zum Daguerreotypieren; rosa und hellblaue Farben sind hingegen ganz zu vermeiden. Für Photographien auf Papier ist dagegen diese Vorsicht weniger notwendig. Vollkommene Unbeweglichkeit während der Sitzung ist für das Gelingen des Bildes durchaus notwendig und wird das Daguerreotyp oder die Photographie unfehlbar den freundlichen oder ernsten Ausdruck wiedergeben, welchen die zu portraitierende Person während der Sitzung annimmt. Einrahmungen, Etuis und Medaillons von Bronze, Steinpappe, Holz, auf Glas gemalte und in Pappe gearbeitete, sowohl Berliner als französische Fabrikate, sind stets in großer Auswahl vorhanden. Das gefertigte Bild wird jedes Mal vor gänzlicher Vollendung zur Ansicht vorgelegt und Vorauszahlung nicht verlangt.“

Im Adressbuch der Photographen1863[2] ist Pohlmann unter Magdeburg enthalten.

Pohlmann kauft in der ersten Hälfte der 1860ziger Jahre ein Haus im Breite Weg Nr. 21 und 22 und baut hier ein neues und größeres Atelier. Das neue Atelier wurde zum 1.7. 1866 im Breite Weg 21/22 bezogen.


1871 beendet Carl Pohlmann seine fotografische Tätigkeit in Magdeburg.

Der Atelierstandort im Breite Weg 21/22 wird durch den Fotografen Georg Eduard von Flottwell übernommen.


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. siehe unter Bertha Wehnert-Beckmann -Wikipedia

2. Allgemeines Adress-Handbuch ausübender Photographen von Deutschland, den österr. Kaiserstaaten, der Schweiz und den Hauptstädten der angrenzenden Länder als Brüssel, Kopenhagen, London, Paris, Petersburg, Stockholm etc. etc. Leipzig, Robert Schaefer's Verlag. (Angenommenes Jahr 1863) – Magdeburg, C Pohlmann


Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Einzelne CdV- / Kabinettfotos R. Dressler

- Stadtarchiv Magdeburg

- Von Carl Pohlmann findet man auch Photos im Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin aus den Jahren um 1868 zum Bau der Elbbrücke bei Hämmerten (bei Stendal) der Berlin- Hannoverschen Eisenbahnlinie.


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Eigene Dokumentation „Photographische Spurensuche“ 1839 bis um 1950, mit Anzeigen und Fotos, Reinhard Dressler, Schönebeck/E.

- Archivalien aus dem Stadtarchiv Magdeburg